Buch-Rezensionen

Rezensionen zu: Barbro Karléns Buch «… und die Wölfe heulten»

Naturgemäss hat Barbro Karléns Buch «… und die Wölfe heulten» – Fragmente eines Lebens zu kontroversen Raktionen geführt. Ausgelöst wurden diese zum Teil durch das inzwischen vergriffene Buch “Das Rätsel Judentunms” von Ludwig Thieben. Diesem, von einem einem jüdischen Anthroposophen verfassten Werk wurde von gewisser Seite eine antisemitische Tendenz unterstellt. Es kam zu einer Strafanzeige. Die Staatsanwaltschaft Basel-Stadt stellte im Mai 1998 das Verfahren wegen Unbegründetheit des Vorwufs ein.

Die folgenden Rezensionen spiegeln etwas davon wider, welche Perspektiven sich eröffnen können, wenn die Idee der Reinkarnation ernst genommen wird und welche Missverständnisse und Zerrbilder entstehen müssen, wenn sie aus irrationalen Gründen verworfen wird. Gerade in der deutschen Geistesgeschichte besteht dazu kein Anlass, trat doch schon Lessing als einer ihrer gedankenklarsten Vertreter auf. Das menschliche Schicksal, ja die ganze Menschheitsgeschichte bleibt unverständlich ohne diesen Hintergrund.

Wenn heute Menschen im Zusammenhang mit dem Holocaust und anderen Katastrophen von Reinkarnation sprechen, dann wird keine Weltanschauung, die eine wahrhaft moderne sein will, ohne diese Idee auskommen können.

Karléns Auftritte wurden oft mit tiefer Anteilnahme mitverfolgt. Der Aufruf, den sie andererseits erzeugten und der Hass, den sie hervorriefen, ist ein vielsprechendes, beachtenswertes Symptom dafür, dass ihre Person und ihr Werk an wichtige, aber vielen Menschen unangenehme Wahrheiten rühren.

Wir scheuen uns nicht, auch ablehnende Echos Raum zu geben. Sie sind manchmal noch aufschlussreicher als die vielen zustimmenden

 

In der jüdischen Wochenschrift Ha’aaretz, die u.a. regelmässig der Herald Tribune beiliegt, erschien am 18. September 1998 die folgende Rezension:

Diese Rezension finden Sie in englischer Version hier als PDF.

Im folgenden bringen wir Auszüge aus dieser Rezension in deutscher Fassung (übersetzt von Tina Kiechle):

“Dieses Buch verdient es, ernst genommen zu werden …”

Als sie zwei Jahre alt war, bestand die Autorin dieses aussergewöhnlichen Buches darauf, “Anne” genannt zu werden, obwohl ihr eigentlicher Name Barbro lautete. Ihre Eltern, wohnhaft in Göteburg, Schweden, waren nicht erfreut, als ihre Tochter anfing zu fragen, wann sie “nach Hause gehen” könne. Als ihre Mutter fragte, ob sie noch bei anderen Namen gerufen wurde, antwortete die Kleine, dass ihr zweiter Name Frank sei. Anne Frank.

Barbro Karlén, geboren 1954, zeigte schon sehr früh seltenes literarisches Talent, wurde aber erst mit 11 Jahren entdeckt, als ein Freund der Familie in ihr Zimmer kam und da verstreut Geschichten, Gedichte und philosophische Essays über Themen wie die menschliche Natur, den Tod, die Sünde und Verzeihung vorfand. Nach ihrer ersten Veröffentlichung wurde Karlén als Wunderkind gehandelt, und ihre Verkaufszahlen brachen in Schweden alle Rekorde. Kaum ein Tag verging, an dem sie nicht fürs Fernsehen oder für Zeitungen Interviews gab. Zu dieser Zeit wussten nur sehr wenige Leute vom dunklen Geheimnis der jungen Autorin.

Ein zwanzigjähriges Schweigen brechend, hat Karlén nun ein Buch über die Qual geschrieben, die sie verfolgt, seit sie denken kann. Sie beschreibt ihre wiederkommenden Alpträume, die von Männern in Uniform handeln, die in das Haus einbrechen, wo sie mit ihrer Familie versteckt lebt, und sie brutal in ein Fahrzeug schleppen. Sie kann ihre Angst nicht abschütteln, ihre Nächte sind die Hölle.

Mit drei wurde Karlén von ihren Eltern zu einem Psychiater gebracht, der sie jedoch für völlig normal erklärte. Aber Karlén hatte ihre Lektion gelernt. Sie wusste jetzt, dass sie stillschweigen musste und nie mehr von diesen Erinnerungen sprechen durfte. Als sie zehn war, unternahm die Familie eine Reise. In Paris und Brüssel fühlte sie sich fremd. In Amsterdam allerdings spürte sie eine plötzliche Vertrautheit. Sie erzählte nichts von diesen Gefühlen, hatte sie doch gelernt, ihre Eltern nicht aufzuregen. Doch als sie aus ihrem Hotel gingen, um das Anne-Frank-Haus zu besuchen und dabei waren, ein Taxi zu rufen, konnte sich Karlén nicht mehr zurückhalten. “Wir brauchen doch kein Taxi”, sagte sie. “Das Haus ist nicht weit weg, ich kann euch hinführen”. Ihre überraschten Eltern beobachteten das Mädchen, wie es selbstbewusst die Strasse hinunterlief. Zehn Minuten später standen sie am Eingang des Hauses in dem die Franks sich von der Gestapo versteckt gehalten hatten.

Ohne näher auf Karléns traumatisches Erlebnis im Haus selbst einzugehen, reicht es zu sagen, dass es einen großen Wirbel gab, als die schwedische Presse einige Jahre später davon erfuhr.

Karlén selbst sprach nie offen über die Angelegenheit und versuchte sie von der Öffentlichkeit fernzuhalten, darauf hoffend, dass ihre Vergangenheit irgendwie in Vergessenheit geraten würde. Für eine lange Zeit war sie damit auch erfolgreich, dann aber geschahen Dinge, die sie grob aus ihrer Anonymität rissen. Menschen in Schweden, darauf fixiert, sie schlechtzumachen, fingen an, Geschichten zu verbreiten, dass Karlén ihre Pferde schlecht behandelte- ausgerechnet sie, die immer soviel Wert auf Umweltschutz und Tierfreundlichkeit legte. Sie bekam sogar Todesdrohungen. Ihre Albträume kamen verstärkt zurück. Klare Erinnerungen an ein Leben in einem Nazi Konzentrationslager kamen ihr (..)

Karlén trat kürzlich vor Symposien in Zürich und Basel auf, um das zentrale Thema ihres Buches zu erörtern: Wiedergeburt- Tatsache oder Aberglaube? Natürlich fühlten sich die Schweizer Medien vor allem von den delikateren Abschnitten ihrer Ausführungen angezogen. (…) Zwei Schweizer Juden, selbsternannte Verteidiger der Gefühle der Holocaust-Überlebenden (…) einen wichtigen Punkt vor: In der Idee der Reinkarnation , argumentierten sie, können die, die von der Ernsthaftigkeit der Naziverbrechen ablenken wollen, eine Entschuldigung finden. Wenn Seelen nach dem Tode zu anderen Körpern weiterziehen können, so war die Endlösung der Judenfrage gar nicht endgültig.

Obwohl Umfragen gezeigt haben, dass eine wachsende Anzahl Menschen in der westlichen Welt an die Ewigkeit und Transmigration der Seele glauben, muss man nicht an so etwas glauben, um an der Diskussion teilzunehmen. Die mit einem unbeeinflussten Auge Karléns Buch gelesen haben, werden eine überraschend anmutende Antwort finden. Nicht nur scheint ihre Wiedergeburt das unaussprechliche Elend der Nazizeit wiederzubeleben, sondern sie macht ihre Erlebnisse im jetzigen Leben zu direkten Folgen davon.

Karlén durchlebt nochmals die Barbarei dieser Zeit, in einer anderen Form, natürlich, aber ihr Erleben dieses Horrors ist so präzis, dass die Taten der Nazis fast wirklich werden.

Demzufolge bagatellisiert die Idee der Seelenwiedergeburt den Horror des Holocaust keinesswegs. Im Gegenteil, sie intensiviert und verdoppelt die Abscheu vor ihm. Aus diesem Grund, und aus Rücksicht auf die Verstorbenen verdient es dieses Buch, ernst genommen zu werden. In den Zehn Monaten seit seiner Veröffentlichung auf Deutsch wurde “…und die Wölfe heulten – Fragmente eines Lebens” bereits in Holland, Norwegen und Schweden übersetzt und veröffentlicht. Eine englische Ausgabe soll bald erscheinen.

Barbro Karlén beendet viele ihrer Interviews mit dem selben Kommentar: “Es ist mir gleichgültig, ob die Menschen glauben, dass ich als Anne Frank gelebt habe. Ich weiss, dass ich es tat, und für mich reicht das aus. Was für mich von Bedeutung ist, ist dass die Menschen meine Botschaft con der Tiefe des Lebens verstehen. Das wird ihnen Kraft und Hoffnung geben, um mit allen Prüfungen des Lebens fertig zu werden.”

 

Aus einem Brief von Simon Wiesenthal

Dieser Brief aus dem Dokumentationszentrum “Des Bundes Jüdischer Verfolgter des Naziregimes” – er wurde dem Verlag vom Adressaten zugefaxt – dokumentiert Auffassungen, über die nachgedacht werden könnte:

(…) für mich war und ist Anne Frank eine einmalige Erscheinung in der Geschichte der Shoa. Jeden Trennungsversuch ihres Körpers von ihrer Seele muss man zurückweisen; meiner Überzeugung nach gibt es keine Reinkarnation – schon gar nicht bei solchen Personen, die das von sich behaupten und dies nur durch Gefühle ihrerseits begründen können.

Erst wenn sich die Geschichte – was Gott verhüten möge – wiederhoilen wollte, können ausschließlich spätere Generationen vielleicht Ähnlichkeiten von handelnden personen feststellen – wobei die Betonung auf dem Wort “vielleicht” liegen muss.

Anne Frank und ihr Tagebuch sind ein Identifikationsbegriff. Ihr Leben und Sterben, ihre Gedanken und gefühle, die durch ihr Tagebuch in aller Welt bekannt wurden, haben ihr als Opfer eines unmenschlichen Regimes mehr Anteilnahme und Sympathie eingebracht, als es jede andere Person oder irgen ein anderes literarisches Werk für sich verbuchen konnte.

Ich will Frau Babro [sic] Karlen keine unlauteren Beweggrüdne unterstellen. Wenn ich ein Arzt wäre, könnte ich ihre sogenannte Reinkarnation sicher richtig medizinisch einordnen. Es ist mr bekannt, dass z.B. in Jerusalem jedes Jahr während katholischer Feiertagsprozessionen Leute auftauchen, die behaupten, die Reinkarnation von Jesus zu sein. Diese Personen werden mit Zustimmung der der katholischen Kirche einer medizinischen Behandlung unterworfen.

Mit freundlichen Grüßen,
Simon Wiesenthal.

Weiterer Kommentar zu Wiesenthals Äußerungen in Der Europäer, Jg. 3, Nr. November 1998, S. 3ff.

 

“Binjamin Wilkomirski”, Verfasser gefälschter “Holocaust- Memoiren”

Der inzwischen entlarvte Hochstapler und Holocaust-Profiteur Binjamin Wilkomirski alias Bruno Doesseker lieferte die zeitlich erste Stellungnahme gegen die Echtheit der Erlebnisse von Barbro Karlén. Sein “autoritatives” Schreiben wurde uns wie das von Wiesenthal von dem Erstadressaten ins Haus geschickt.

Wir geben einen kurzen Auszug wieder:

Mit größtem Bedauern, ja Entsetzen habe ich die Aktivitäten von und um Frau Karlén verfolgt, die sich als Reinkarnation der in Bergen-Belsen umgekommenen Anne-Frank ausgibt (…).Solche diffus-esoterischen Ideen öffentlich zu propagieren, sind [sic] ein Schlag ins Gesicht jedes Holocaust-Überlebenden, der sich noch heute tagtäglich mit der harten Realität des Holocaust und der sehr realen Folgen für sein Leben auseinandersetzen muss!

Siehe dazu: Der Europäer, Jg. 2, Nr. 12, S. 3ff.

 

Eine wohlwollende Besprechung der Auftritte Karléns in Basel im Mai 1998 gab es u.a. in Der Bund vom 29. Mai 98, wie folgender Auszug zeigt:

In seriösen Medien als Thema sonst kaum wahrgenommen, sorgte die vom Journalisten und Therapeuten Roland Goldberger geleitete Fachdiskussion um Fragen der Reinkarnation mit verschiedenen Experten sowie der schwedischen Schriftstellerin Barbro Karlén (…) im Vorfeld der Gespräche in Basel und Zürich für einigen Aufruhr (…)

Die vorweggenommene Empörung beruht vor allem auf einem großen Missverständnis. Es geht der Autorin nicht darum, sich mit den fremden Federn Anne Franks zu schmücken oder mit ihren Hinweisen auf die letztliche Unzerstörbarkeit der Seele des Menschen die Verbrechen des Holocaust zu verharmlosen, wie ihr oft vorgeworfen wird, sondern um ihre Botschaft an die Menschen, dass ihnen vieles leichter fallen würde, wenn sie bereit wären, sich dem – für Karlén persönlich völlig sebstverständlichen – Bewusstsein des Phänomens der Reinkarnation zu öffnen.

Denn duch die Erkenntnisse der Zusammenhänge mit nicht restlos verarbeiteten Problemen in früheren leben könnten jetzige Konflikte besser erkannt und bewältigt werden, erklärte sie, und weil die Reinkarnation die Menschen im Laufe ihrer verschiedenen Leben auch durch verschiedene Rassen, Völker und Religionen führe, sei sie zutiefst überzeugt, dass sie daraus lernen könnten, toleranter zu werden, mehr Verständnis füreinander aufzubringen und alle anderen Menschen als unmittelbare Geschwister zu erkennen, zu achten und zu lieben.

 

Über die Veranstaltung im Gundeldinger-Casino mit Barbro Karlén vom 24. November 2000

Im Frühjahr 2000 wurde Barbro Karlén dazu aufgefordert, sich am Basler Psi-Konress vom 24. – 27. November zu beteiligen. Thema: “Wiedergeburt – Wahn oder Wirklichkeit?” Im Sommer desselben Jahres wurde sie infolge eines massiven Drucks gewisser Wirtschaftskreise auf die Leitung der Basel Mustermesse, in deren Räumlichkeiten der Kongress stattfand, ohne plausible Begründung über Nacht sang- und klanglos wieder ausgeladen.

Es handelte sich um einen eigentlichen Kultur-Sabotageakt, der zeigt, dass auch Karlén gewisse Interessen der “Holocuast-Industrie” (Norman Finkelstein) verletzt. Daraufhin veranstaltete der Perseus Verlag einen gut besuchten und friedlich verlaufenden Podiumsabend im Basler Gundeldinger-Casino. Noch können, so sollte damit dokumentiert werden, kultur-diktatorische Methoden in der Schweiz nicht so ohne weiteres Fuß fassen.

Die Basler Zeitung berichtete.

Auszug aus dem BAZ-Artikel:

Im Vorfeld des Kongresses hat der Wirbel rund um die schwedische Dichterin Barbro Karlén viel Staub aufgewirbelt (…)Der Kongress hattes sie ursprünglich eingeladen, über ihre Erfahrungen zu sprechen. Nachdem diese Einladung offensichtlich ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, ist, hat sich die Messe Basel entschlossen, die Referentin wieder auszuladen – was dann die Gemüter erst recht aufwühlte. Vertreter der jüdischen Gemeinschaft, Theologen und Medien beteiligten sich an der Debatte. Mittlerweile hat sich Karléns Verleger, der Basler Thomas Meyer, entschlossen, heute abend eine parallele Veranstaltun g im Gundeldinger-Casino durczuführen (…)

Offensichtlich scheiden sich an der Reinkanrantion auch die jüdischen Geister. Die einen sehen darin eine Hoffnung dafür, dass das von den Nazis sinnlos vernichtete Leben nicht für immer verloren ist. Die anderen halten genau diesen Gedanken für eine Verharmlosuing des Holocausts.

Barbro Karlén auf jeden Fall sagte gegenüber der BAZ: “Ich wünschte mir immer, dass ich diese Erinnerungen nicht hätte. Erst in jüngster Zeit fing ich an, mich zu fragen, warum mir das geschieht. Es muss einen Grund geben. Meine Erfahrungen öffnen ein Tor zu den Gräueln der Vergangenheit, und vielleicht muss ich genau darüber reden.”

Näheres in: Der Europäer, Jg. 4, Nr. 11, September 2000, S. 18f.

 

Antworten von Barbro Karlén auf 10 Fragen von Anja Eigenmann:

Ich schrieb meine Geschichte nicht, um irgend jemanden zu überzeugen, daß ich A. F. gewesen bin. Das ist überhaupt nicht wichtig. Was ich den Menschen nahebringen wollte, ist folgendes: 1. Es gibt Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Leben. 2. Es gibt einen Zweck und einen Sinn in unserem Leben. 3. Jeder Mensch, der auf das Gute vertrauen kann und den höheren Geist in sich selber sucht, findet eine (unbekannte) Kraft im Innern. Eine Kraft, die uns hilft zu überleben und uns in diesem Leben zu entwickeln, und das wird unser nächstes Leben reicher machen.

 

Barbro Karlén in The Jerusalem Post, Artikel von Denis Eisenberg Sept. 98:

Der Zweck dieses Buches war nicht der Versuch, zu beweisen, daß ich Anne Frank war, noch zu fragen, ob man an Reinkarnation glaubt. Es sollte einfach die Botschaft weitergeben, die ich nach 40 Jahren verstehen konnte: die erhabene Größe und Tiefe des Lebens schätzen zu lernen.