Ein Muslim würdigt Meyers Buch Der 11. September – das Böse und die Wahrheit – Fragen, Fakten, Perspektiven
Kevin Barrett (geb. 1959) ist einer der engagiertesten 9/11-Aktivisten. Der zum Islam übergetretene gebürtige Amerikaner lehrt an der Universität von Wisconsin Islamistik. Durch David Ray Griffins Buch The New Pearl Harbor stieß er zur 9/11-Bewegung, in der er sich als Redner und Organisator betätigt. Kevin Barret ist Mitbegründer der Webseite www.mujca.com Muslim-Jewish-Christian Alliance for 9/11 Truth.
Im Frühjahr 2007 legte Barrett das Buch Truth Jihad – My Epic Struggle Against The 9/11 Big Lie vor, teils Autobiographie, teils geistreiche Summe der inzwischen gewonnenen Erkenntnisse zum 11. September. Darin verweist er auch auf weniger bekannte Beiträge zur Aufklärung der Jahrhundert-Lüge. So macht er auf das Buch von Sander Hicks The Big Wegging aufmerksam. In dem u.a. wichtige Äußerungen angeführt werden, die zeigen, das die Geheimdienste in den Augen von US-Insidern keineswegs versagt hatten, sondern einen hervorragenden «Job» durchführten. So kann verständlich werden, weshalb G.W. Bush am 26. September 2001 – kaum zwei Wochen nach den Anschlägen –im CIA-Hauptquartier von Langely, Virginia, eine regelrechte Party feierte (siehe weiter unten). Barrett bespricht auch Meyers Buch zum 11. September (a.a.O., p.165ff.) und steuert dabei auch eigene Überlegungen und Entdeckungen bei. Wir bringen nachfolgend eine deutsche Version seiner Rezension:
Meyer legt in dem Buch Der 11. September, das Böse und die Wahrheit – Fakten, Fragen, Perspektiven eine tiefe philosophische, historische uns spirituelle Meditation über die Bedeutung der Ereignisse des 11. September vor. Thomas Meyers Prüfstein ist der Angriff auf Pearl Harbor, der nach Meyer von der Roosevelt-Administration in die Wege geleitet wurde und der Amerika in den Zweiten Weltkrieg katapultierte. Meyers Buch fährt da fort, wo Griffins New Pearl Harbor -Metapher endet. Er zeigt mit reichhaltigem Beweismaterial, dass die Architekten der 9/11-Attacke mit dieser Attacke einen ähnlichen kriegsauslösenden Psychoschock erzeugen wollten, wie er am 7. Dezember 1941 eine Bevölkerung ergriff, die zu 80% gegen einen Krieg gewesen war, um sie in eine blutrünstige patriotische Meute zu verwandeln, begierig, gegen die «Japsen», eine schädlichen Unterrasse, rassistische Rache zu nehmen – ein Vorspiel zur Dämonisierung des arabisch-muslimischen Andern, der nach der Busch-Administration gefoltert, sexuell missbraucht, ermordet, entführt oder in geheimen CIA-Folter-Gulags «verschwunden werden» sollte, aus kaum einem anderen Grund als wegen seiner ethnischen und religiösen Zugehörigkeit.
Wurde 9/11 nach der Pearl Harbor-Schablone geplant? Meyer antwortet mit einem klaren «Ja» und zeigt anhand der bekannten Zitate von National Security-Berater Brzezinski und dem neokonservativen Project for a New American Century, dass sich führende US-Strategen schon im Vorfeld des 11. September 2001 ein «neues Pearl Harbor» wünschten.
Die 9/11-Psycho-Kriegsoperation wurde mit Hilfe Hollywoods vorbereitet, das eine Ladung von patriotischen, militaristischen und apokalyptischen Filmen auf den Markt warfen, um die Masse auf 9/11 vorzubereiten; dazu gehörte natürlich auch der Knaller Pearl Harbor. (Es wäre interessant, herauszufinden, wer dies Idee hatte, diesen Film zu diesem Zeitpunkt zu machen und Disney dazu brachte, 135 Millionen Dollar in seine Produktion zu stecken: http://www.hollywood.com/news/detailk/id/311906). Trotz der Tatsache, dass Roosevelt am 7. Dezember 1941 in bösartiger Weise Tausende von Amerikanern abschlachten ließ, um die Nation in den Krieg zu lügen: «Hauptsache, bei der Masse wirkt der Mythus, an den sie auch ein paar Monate vor den Anschlägen mit einem kitschigen Hollywood-Streifen erinnert wurde. Den Kennern (und das heißt den [über die Pearl Harbor-Täuschung] tatsachengemäße Informierten) aber gab der offizielle Vergleich den eigentlichen Schlüssel zur Beurteilung der Attentate von 2001 in die Hand. (Meyer, S.10)
Meyer weist wie Griffin und andere darauf hin, dass George Bush am Abend des 11. September 2001 eine rätselhafte Eintragung in sein Tagebuch gemacht hat: «Heute hat das Pearl Harbor des 21. Jahrhunderts stattgefunden.» Durch solche Stichworte angestachelt, hat die amerikanische Massenpresse die 9/11-Attacken endlos mit dem japanischen Überfall auf Pearl Harbor verglichen. Time Magazine rief in seiner 9/11-Sondernummer lauthals zu einer Reaktion auf die Anschläge auf, die der Reaktion der US-Öffentlichkeit auf Pearl Harbor nachgebildet sein soll: «Was jetzt nötig ist, ist ein einheitlicher, vereinigender Pearl Harbor-artiger glühender amerikanischer Zorn – eine rücksichtslose Empörung, die sich nicht in ein, zwei Wochen wiederum verflüchtigt.» (S. 34)
Meyer geht über obige, schon von Griffin und anderen zitierten Tatsachen hinaus, indem er auf die bizarre Pearl Harbor-Propagandakampagne von Donald Rumsfeld hinweist, die schon vor der Amtsübernahme der Bush-Administration eingesetzt hatte. Rumsfeld hat in den Jahren 2000 und 2001 Extrakopien von Roberta Wohlstetters Buch Pearl Harbor 1941 – Eine amerikanische Katastrophe herum getragen, das Buch in den Himmel gepriesen und es wahllos jedem gratis in die Hand gedrückt. Wohlstetters Buch enthält, obwohl es offensichtlich den offiziellen Mythos unterstützt, Pearl Harbor sei ein perfider Überraschungsangriff gewesen, dennoch genügend Material, welches das Gegenteil beweist, so dass der aufmerksame Leser auf die scheußliche, implizit zugegebene Wahrheit stößt: Die Roosevelt-Administration provozierte den Angriff, wusste, dass die Japaner im Anzug waren und ließ zu, dass Tausende von Marinesoldaten den Kriegsgöttern geopfert wurden. Wohlstetters Buch ist ein perfektes Beispiel des Neocon-«Doppelsprech»: Man erzähle den Massen eine lebhafte, simple, emotionell befrachtete Lüge («Perfider Überraschungs-Angriff! Heroische, glühende Zorn-Antwort!»), schließe aber als subtilen Subtext die scheußliche Wahrheit ein, die zu erkennen nur die Elite schlau genug und zu verkraften stark genug ist: «Roosevelt opferte Tausende von amerikanischen Leben für das größere Gut, die USA in den Krieg zu bekommen.»
Rumsfeld war nicht der einzige 9/11-Verdächtige, der mit Wohlstetters Doppelsprech um sich schmiss. Auch Timothy Roemer, Mitglied der 9/11-Kommission zitierte deren Werk am allerersten öffentlichen Kommissions-Hearing: «Eine bemerkenswert gut informierte Regierung hat es einfach versäumt, in einer Krise des Kalten Krieges den nächsten Schritt des Feindes [Pearl Harbor – und impliziterweise auch 9/11] vorherzusehen (…) Heute könnten dieselben Worte verwendet werden. Nur dass es sich nicht um eine Krise des Kalten Krieges und auch nicht um die Japaner handelte, sondern um Al-Quaida.» Auch Kommissionsvorsitzender Thomas Kean und das mit ihm befreundete Kommissionsmitglied Richard Benveniste, Anwalt des CIA Drogenkuriers Barry Seal, zogen den «falschen Vergleich mit Pearl Harbor». (S.11)
Meyer zeigt, dass FDR und sein Administrations-Gehirn nach Pearl Harbor weder überrascht noch aufgebracht waren, sondern – genau wie die Bush-Administration und die CIA nach 9/11 – reagierten, wie wenn sie vor Freude und Erleichterung außer sich wäre.
Die Bush/CIA-Party im Gedenken (oder zur Feier?) der 9/11-Anschläge war allem Anschein nach eine fröhliche Sache: «Bereits zwei Wochen nach den Anschlägen feierte Bush junior im CIA-Hauptquartier in Langley (Virginia) eine Art Beförderungsparty und versicherte den versammelten CIA-Beamten (inkl. deren Chef George Tenet) anerkennend: ‹Der 11. September ist eine traurige Erinnerung, doch er ist Erinnerung (…) ich kann Ihnen im Namen des amerikanischen Volkes gar nicht genug danken.›» Man muss die offizielle Story auf der Webseite des Weißen Hauses gesehen haben, um das zu glauben.
Meyer ist dafür zu gratulieren, dass er auf die Bush-CIA-Feier der 9/11-Anschläge aufmerksam gemacht hat. Doch es gibt noch andere Beweise dafür, dass Bush und Spitzenleute der CIA durch 9/11 freudig erregt und nicht etwa beunruhigt wurden. Griffin weist auf Rumsfelds unverhülltes Triumphieren und seine gierige Forderung nach Erhöhung des Militärbudgets noch am Abend des 11. September hin. Doch es kommt noch dicker: Robert Baer, CIA-Veteran für den Mittleren Osten, beendet das Vorwort seines Buches See No Evil mit einer erstaunlichen Feststellung: «Kürzlich erzählte mir ein befreundeter Journalist, dass ihm einer der höchsten CIA-Beamten – unoffiziell – mitteilte, dass die Amerikaner, wenn sich der Wirbel einmal gelegt hat, einsehen werden, dass der 11. September für die Geheimdienste ein Triumph, nicht ein Versagen war.» Und am 6. Oktober 2005 erklärte ein ehemaliger Top-Beamter der CIA der New York Times, dass der Umgang der Geheimdienste mit 9/11 nicht ein Versagen, sondern etwas « Gutes, Positives, Außerordentliches» war. (Siehe http://mujca.com/orwell.htm)
Meyers Darstellung, dass 9/11 Pearl Harbor nachgebildet war, ist überzeugend, und seine Behandlung des historischen Beweismaterials ist präzis und einleuchtend. Doch sein wirklicher Beitrag besteht darin, das Dickicht von moralischen und spirituellen Fragen, die durch den 9/11/Pearl Harbor-Vergleich aufgeworfen wurden, zu lichten. Viele amerikanische 9/11 Truth-Aktivisten haben behauptet, das Täuschungsmanöver des Reichstagsbrandes (1933) sei ein besserer Vergleich als Pearl Harbor, teils, weil jedermann der Ansicht ist, dass der Nationalsozialismus und der Reichstagsbrand etwas Scheußliches war – während viele der Meinung sind, dass selbst, wenn Roosevelt die USA in den Zweiten Weltkrieg hineingelogen hat und zu diesem Zweck Tausende von Amerikanern in Pearl Harbor opferte, sein Handeln durch das höhere Gute, die Niederwerfung des Nationalsozialismus, gerechtfertigt war.
Meyer macht darauf aufmerksam, dass selbst anscheinend «gerechtfertigte politische Lügen» wie Roosevelts Pearl Harbor-Täuschung, spirituell gesehen schädlich sind: «Wer auch nur das ABC geisteswissenschaftlicher Weltbetrachtung kennt, der weiß (…): Jede Lüge ist auf dem Seelen plan ein Mord (S. 45).» Dann war FDR nicht Hitlers Gegenspieler, sondern sein Seelen-Genosse, sein Partner im unbeschreiblich Bösen, in gigantischen Lügen und im Massenmord. Das Böse von Hitlers Holocaust – dem die Alliierten keinen Widerstand entgegensetzten, indem sie beschlossen, die Eisenbahngeleise, die in die Vernichtungslager führten, nicht zu bombardieren –, fand sein Echo in den mörderischen Brandbomben, die in gezielter Weise auf Deutsche und japanische Zivilisten niedergingen, in der Verwendung von Atombomben gegen Hiroshima und Nagasaki und in der unendlichen Reihe von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die der US-Sicherheitsstaat, der auf den rauchenden Trümmern von Pearl Harbor errichtet wurde, begangen hat. Mit anderen Worten: Die große Lüge von Pearl Harbor schien nur zu funktionieren; ihre tödlichen Wirkungen haben das amerikanische Leben und das Leben der ganzen Welt vergiftet – von jenem «Tag der Schande» an.
Meyer erinnert uns an die ewige Wahrheit zeitloser Philosophie, die sich in jeder größeren religiösen Tradition widerspiegelt: Dass die Wahrheit das höchste Gute ist, und Lügen das höchste Böse sind – obwohl das Böse der Lüge niemals im gleichen Sinne das Höchste sein kann wie die Wahrheit, denn Wahrheit ist am klaren Denken wesensgleich mit Ewigkeit, während Lügen zeitliche Phänomene sind, dazu verurteilt, sich mit dem Verlauf der Zeit aufzuheben und auf ihre Urheber zurückzuprallen. Doch eine Lüge, welche die Aura der Wahrheit annimmt und zu einem fraglos geheiligten Mythos wird, kann entsetzlich zerstörerische Wirkungen haben – wie es bei den großen Lügen von Pearl Harbor und 09/11 tatsächlich der Fall ist. Solche Lügen hindern die Menschen am klaren Denken – hindern sie in der Tat Denken überhaupt. Sie erzeugen einen schädlichen Ansteckungsstoff, der für die geistige und seelische Gesundheit nicht weniger gefährlich ist, als es radioaktiver Smog für die physische Gesundheit ist.
Meyer ist ein Schüler des Mystikers Rudolf Steiner, dessen Worte vom 4. April 1916 heute unheimlich prophetisch erscheinen: «Es wird gar nicht lange dauern, wenn man das Jahr 2000 geschrieben haben wird, da wird nicht ein direktes, aber eine Art von Verbot für alles denken von Amerika ausgehen, ein Gesetz, welches den Zweck haben wird, alles individuelle Denken zu unterdrücken (S.18).» Die Unterdrückung des individuellen Denkens in Amerika, dem Land des schöpferischen Individualismus, wäre in der Tat eine planetarische Katastrophe. Solche Beobachtungen zeigen, weshalb die verdeckten Operationen des 11. September vielleicht das schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit darstellen, das je begangen wurde. Das Schwerwiegende des Verbrechens liegt nicht in der Zahl der Todesopfer – weniger als 3000 Menschen wurden getötet, im Vergleich zu Millionen, die anderen Holocausts zum Opfer fielen –, sondern im Ausmaß der Lüge, die, wenn sie nicht rasch als solche entlarvt wird, im ganz buchstäblichen Sinn zur Zerstörung der Welt führen kann.
Zusammen mit seiner profunden Meditation über Wahrheit und Lügen bietet Meyer auch eine interessante Hegelianische Analyse der Macht-Machenschaften hinter dem 11. September. Er behauptet, dass anglo-amerikanische Politik-Strategen wie die Nazis, denen sie halfen, an die Macht zu kommen, absichtlich Konflikte hervorrufen, um dadurch Macht für egoistische Ziele zu gewinnen. In der Hegel’schen Dialektik geht es nach Meyer um Konflikt-Lösung, nicht Konflikt-Schaffung. Geistige Entwicklung beinhaltet Auseinandersetzungen mit gegensätzlichen Kräften und das Bestreben, sie in schöpferischer, aufwärtsführender Art miteinander zu versöhnen oder auf eine andere Weise Harmonie zu erreichen. Die anglo-amerikanische Machtelite, führt Meyer aus, hat sich für einen «satanischen» Weg entschieden: den Versuch, unnötige Konflikte zu schaffen oder zu verstärken, um die Ernte der Macht einzubringen. So hat diese Elite Hitler aufgebaut, dann die «kommunistische Gefahr» und jetzt «die islamische Terror-Gefahr», um die Energieressourcen der Welt in Besitz zu nehmen und ein despotisches globales Regime aufzubauen, unter dem Banner der Neuen Weltordnung – ein Ausdruck, der vom älteren Bush erstmals exakt elf Jahre vor 9/11 verwendet wurde, am 11. September 1990!
Als ein Muslim mit einem Interesse an vergleichender Mystik finde ich Meyers Analyse provokativ, aufschlussreich und zutreffend. Seine Betonung der Wahrheit und seine Abscheu vor Lügen enmtspricht dem Namen al-Haqq – «Wahrheit» oder «Realität» –, einem der allerhöchsten Namen für Gott in der islamischen Tradition. Und sein Hegelianischer Zugang zu den gegenwärtigen geistigen Konflikten, ist für jene von uns einleuchtend, die scheinbar unversöhnliche Gegensätze harmonisieren wollen – wie etwa die islamischen, jüdischen und christlichen Bekenntnisse post 9/11 –, um den giftigen Lügennebel zu vertreiben und die Menschheit auf ein höheres geistiges Niveau zu erheben.
Hier die Original-Version in Englisch: Reality, Truth and Evil