Apropos

Nationalismus ist die schlimmste Unwahrheit (Apropos 67)

Im letzten Apropos haben wir uns klargemacht, warum wir das neue Buch des deutschen Ex-Bundesbankers Thilo Sarrazin (Deutschland schafft sich ab: Wie wir unser Land aufs Spiel setzen) nicht lesen, und schon gar nicht kaufen müssen, wenn wir uns ein Bild machen wollen. Es reichen ein paar Zitate und Hinweise, um zu sehen, wie überflüssig und lügenhaft das Buch ist. Der Autor – der zuvor auch Berliner Finanzsenator, Staatssekretär in Rheinland-Pfalz und Beamter im Bundesfinanzministerium, also ein typischer Karrierepolitiker, war – huldigt einem elitären, unmenschlichen Menschenbild. Wie er arbeitet, schilderte er – ziemlich schamlos – einem Reporter: Es ging um die Frage, woher Sarrazins viel zitierte Behauptung eigentlich kommt, «dass siebzig Prozent der türkischen und neunzig Prozent der arabischen Bevölkerung Berlins den Staat ablehnten und in großen Teilen weder integrationswillig noch integrationsfähig seien. Sarrazin gab zu, dass er keinerlei Statistiken dazu habe. Er gab zu, dass es solche Statistiken auch gar nicht gibt.» Er «behauptet also etwas, von dem er schlicht und einfach nichts weiß. Wenn man aber keine Zahl hat, erklärte Sarrazin dem Reporter weiter, muss ‹man eine schöpfen, die in die richtige Richtung weist, und wenn sie keiner widerlegen kann, dann setze ich mich mit meiner Schätzung durch›.» Es geht also darum, «schwachsinnige, ideologische, gefährliche Pseudofakten in die Welt zu setzen und irgendjemand anderem die mühsame und kostspielige Arbeit zu überlassen, den Schwachsinn faktisch und wissenschaftlich zu widerlegen. Was natürlich unmöglich ist.» Ein Wissenschaftler von der New York University School of Medicine, auf dessen Studie sich Sarrazin bezog, meint gar, dessen Interpretation seiner Arbeit sei «bemerkenswert einfältig». …

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