Editorial, News

D.N. Dunlop und Rudolf Steiner vor 100 Jahren und heute

Thou who hast made me an immortal soul,
give me the courage of one who his immortal.
(D.N. Dunlop, A Morning Prayer)

Vor hundert Jahren gründete D.N. Dunlop die World Power Conference in London. Sie lebt bis heute als World Energy Council fort. Ich nahm im April an einer Tagung in Rotterdam teil, dann an einer Jugendtagung in der Schreinerei in Dornach, an der Dunlops aktives Gedenken ebenfalls ungebrochen war.
Bezeichnend ist die 1916 erschienene Schrift The Philosophy of Cooperation.
Ebenso fortwährend ist seine Entwicklung des inneren Lebens. Es kommt etwa in seiner ebenfalls 1916 erschienenen Schrift The Path of Attainment zum Ausdruck.
Was war charakteristisch für diesen Menschen? Er ging gleichzeitig seelisch-geistig nach innen, wie nach außen in die Welt. Immer mit beidem Schritt haltend.
Immer auf Entwicklung achtend und Wert legend, auch in schwierigen Wechselfällen des Lebens. So schrieb er einmal als Motto für seine Zeitschrift The Path: «What happens to anybody, can be turned to beautiful results». Nicht was einem Menschen geschieht, ist entscheidend, sondern was er daraus macht.

Der Einschnitt von 1935
Als Dunlop mit anderen bedeutenden Schülern Rudolf Steiners 1935 aus der Anthroposophischen Gesellschaft ausgeschlossen wurde, ereignete sich quer über den nord-amerikanischen Kontinent eine der schlimmsten Sandstürme des Jahrhunderts. Er wurde Black Sunday genannt und brachte die bisherige Landwirtschaft zum Erliegen. 10’000 wenn nicht mehr sahen sich zur Auswanderung gezwungen und machten der maschinellen Produktion und der chemischen Düngung Platz. Ein Monat später verließ Dunlop am 30. Mai 1935 seinen Erdenschauplatz.
Die Entwicklung der biologisch-dynamischen Landwirtschaft wurde um Jahrzehnte hinausgezögert und machte massenhaftem Fast Food Platz. Das sind Waffen Ahrimans, der den Menschen falsch und einseitig ernähren will.

Heute
Heute will Anthroposophie im Westen kräftig Fuß fassen und braucht Wanderer und Streiter im äußeren und inneren Sinne, wie die Gestalt Dunlops einer war.
Als Dunlop sich nach einer intensiven jahrelangen Bekanntschaft mit Rudolf Steiner vor hundert Jahren auf dem Victoria Bahnhof von Steiner in London zum letzten Mal verabschiedete, ergriff dieser zum Abschied seine beiden Hände und sagte: «Wir sind Brüder».
Im Zeichen dieser Bruderschaft wird sich beider Leben im geist-abgestorbenen Westen in erneuter Gestalt entfalten, zusammen mit weiteren treuen Schüler-Individualitäten der modernen Geisteswissenschaft.
Die Gegnerschaft Ahrimans wird stark, aber nicht unbesiegbar bleiben.

T.H. Meyer