Zeitgeschichte

Wie Theodor Herzls Werk „Der Judenstaat“ geboren wurde

Zwischen den Jahren 1891 und 1895 lebte der aus der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie stammende Theodor Herzl als Korrespondent des damals maßgeblichsten Wiener Blattes, der Neuen Freien Presse, in Paris. In dieser Stadt hatte Herzl zur Pfingstzeit 1895 im Alter von 35 Jahren die entscheidende Inspiration, die zur Ausgestaltung seiner Idee eines «]udenstaates» führte. In dem im Februar 1896 erschienenen Werk gleichen Na- mens wies er den in der Diaspora lebenden Juden gleich- sam als neuer Moses den Weg in die alte Heimat Palästi- na. Im Sommer 1897 fand dann in Basel jener historische Kongreß statt, der den politischen Zionismus zu verwirk- lichen begann, das heißt die Auffassung, daß das geheiligte Zion der Juden – das irdische Abbild des himmlischen Jerusalem, genannt nach dem Tempelberg in Jerusalem, -auf die Erde herabzuholen und von den Ju- den der Welt als ihre durchaus irdische Heimstätte zu betrachten und zu betreten sei. Damit wurde die Entwicklungsrichtung des modernen Judentums, das sich im 19. Jahrhundert in zunehmendem Maße auf der Bahn rechtlicher Gleichstellung und der Assimilation innerhalb der übrigen Völkerschaften bewegte, auf das Ziel eines jüdischen Nationalstaates ausgerichtet. Herzl notierte kurz nach dem ersten Zionistenkongreß ins Tagebuch: „Fasse ich den Basler Congreß in ein Wort zusammen- das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet. Wenn ich das heute laut sagte, würde nur ein universelles Gelächter antworten. Vielleicht in fünf, jedenfalls in fünfzig Jahren wird es jeder einsehen.“

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