Beschreibung
Zu den merkwürdigsten Episoden in der Geschichte der Anthroposophischen Bewegung gehört die Hinwendung des amerikanischen Schriftstellers Saul Bellow (1915–2005) zur Anthroposophie. Er war der Literatur-Nobelpreisträger des Jahres 1976 und ein Romanschriftsteller von großer Subtilität und großem Reichtum. Manche halten ihn für den bedeutendsten amerikanischen oder sogar englischsprachigen Schriftsteller des zwanzigsten Jahrhunderts. In der Literaturgeschichte wird man vielleicht nur auf den Deutschen Christian Morgenstern (1871–1914) und den Russen Andrej Belyi (1880–1934) als Schriftsteller von vergleichbarem Rang verweisen können, die sich zur Anthroposophie bekannt haben. Beide waren Zeitgenossen und persönliche Schüler Rudolf Steiners, während Bellow bei Steiners Tod erst neun Jahre alt war, sein Leben auf einem entfernten Kontinent verbrachte und aus seinen unmittelbaren Lebensmilieus heraus keine Berührung mit der Anthroposophie hatte.
Bellow war, als er zur Anthroposophie kam, bereits ein Literaturstar und eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Er war eine flamboyante, elegante Erscheinung, durchlief in seinem Leben fünf Ehen mit vier Kindern, hatte eine Vielzahl von Affären und war ein Mann, der schließlich von Präsidenten und Premierministern eingeladen und vielfältig ausgezeichnet wurde. In den Haifischwassern des amerikanischen öffentlichen Lebens hatte er es aus eigener Kraft als Schriftsteller zu Ruhm und Reichtum geschafft.
Andreas Bracher
Was ist Realität im zivilisierten Westen? «Eine Welt des Äußeren ohne das Innere», sagt Owen Barfield, einer der besten Interpreten Steiners. Eine Welt voll von Quantität ohne Qualität, von Seelen ohne Beweglichkeit und von Gemeinschaften, die mehr tot als lebendig sind.
Saul Bellow
200 Seiten, brosch., Farbe
Fr. 34.– / € 31.–
ISBN 978-3-906174-11-2