Europäer Februar 2024 (Jg 28 / Nr. 4)

10.02.2024

Editorial: Friedliche Besiedelung Palästinas

Karma-Gestrüpp und wahre Karmaforschung
Thomas Meyer

Der Brand des Goetheanum
(zweiter Teil)
Richard Ramsbotham

John Ruskin und die Weltregierung
Andreas Bracher

IMPRESSUM

Hugo von Hofmannsthal zum Gedenkeng
(erster Teil)
Gerald Brei

Aus wahrer Pädagogik entsteht Erneuerung der Kultur
Walter Johannes Stein

Nobelpreis durch Kriminelle?
Gaston Pfister

FORUM
Neuzeitliches Fragenlernen

Thomas Buchholz

BUCHBESPRECHUNG

 

 

 

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Kategorie: Europäer-Aktuell, Europäer-Archiv, News

Friedliche Besiedelung Palästinas

10.02.2024

Eine notwendige Erinnerung an Laurence Oliphant (1829–1888)

Viele Jahre vor Theodor Herzls Programmschrift Der Judenstaat (1896), die schließlich zur Errichtung des Staates Israels führte, hatte der kosmopolitische Nicht-Jude Laurence Oliphant den Plan zur Besiedelung Palästinas in Angriff genommen.
Oliphant erlebte, besonders auf Reisen in Osteuropa und Russland die wachsende Bedrängnis der Juden und wollte dem ein befreiendes Ventil schaffen. Er verhandelte mit dem Sultan, zu dessen Domäne Palästina gehörte, und mit der Britischen Regierung, die sein Vorhaben billigte. Für die Besiedelung ausgewählt wurde eine Region östlich von Jerusalem und des Jordan.
Zusammen mit seiner Frau Alice wohnte er in Haifa und im Drusengebiet von Daliat-el-Karmel, wo einst der Prophet Elias gegen die Baalpriester gekämpft hatte. In der Nähe des Bergs Karmel, zu dem auch Pythagoras gereist war.
Oliphant lernte Hebräisch, seine Frau Arabisch, damit sie in Eintracht mit den Anwohnern arbeiten konnten, die sie, nicht weniger als die von Reinkarnation überzeugten Drusen, beide sehr schätzten. Nebenbei arbeitete er an der Verwirklichung einer Bahnlinie Haifa-Damaskus und schrieb Bücher.
Oliphant fand einen Helfer und Freund im Dichter Naphtali Herz Imber (1856–1909), dem Verfasser des Liedes, das später zur israelischen Nationalhymne «Hatikvah» werden sollte. Als Kind wurde er «Herzele» genannt, eine unbewusste Anspielung auf die so ganz andere Wesensart von Theodor Herzl (1860–1904).
Dieser wurde nach dem ersten Zionistenkongress in Basel (1897) zum eigentlichen Wegbereiter des Staates Israel, der 1948 gegründet wurde. Der Dualismus mit den Palästinensern war schon durch die «Balfour Declaration» (1917) vorprogrammiert, nicht anders als die endlosen, zum Scheitern verurteilten Vermittlungsversuche. Herzl wurde ein blendender neuer Messias wie einst Sabbatai Zewi im 17. Jahrhundert, dessen Wirken ebenso unfruchtbar blieb.
Oliphants Vision umfasste viel weitere, humanitäre Ziele, wie sie dem heutigen Israel vollständig abhandengekommen sind. Sie wird wieder aufleben können, wenn das Ende der Zerstörung absehbar wird.

Eine sachgemäße Würdigung von Oliphants von zahlreichen Juden enthusiastisch begrüßtem Bestreben findet sich in der Einleitung zu seinem Werk Life in the Holy Land, Neuausgabe 1976, aus der Feder von Rechavam Zeevy. «In bemerkenswerter prophetischer Vorausschau», schreibt Zeevy, «sagte er voraus, dass Jerusalem ein mächtiger Zankapfel zwischen Nationen und Religionen werden würde, um den viel Blut vergossen würde.»
Dass Laurence Oliphant im Heiligen Land aus übernationalen Motiven zugunsten des bedrängten Judentums als Erster wirksam wurde, lässt hoffen, dass seiner Wirksamkeit nicht die unübersteiglichen Grenzen gesetzt sind wie es beim Zionismus engerer Prägung der Fall ist.

  Thomas Meyer

 


Kategorie: Editorial, News