Editorial, News

Das geistig-politische Ungarn im heutigen Europa und in der Welt

Am 21. Oktober war ich zu einer Tagung in Györ eingeladen. Veranstaltet wurde sie von Attila Ertsey, unserem Freund, der in Ungarn eine Variante des Europäers herausbringt.
Es ging in erster Linie um das «neue Geld», wie es von Rudolf Steiner konzipiert wurde. Der bedeutendste Ausarbeiter dieser Sache wurde Alexander Caspar, den unsere Leser schon öfter im Europäer lesen konnten und der 2021 verstorben ist. Caspar konnte selbst zweimal in Budapest vortragen.
Caspars Gedanken wurden von Andreas Flörsheimer vorgetragen, der dieses Land zum ersten Mal bereiste. Etwa 100 Zuhörer folgten seinen Ausführungen sehr aufmerksam und brachten Fragen ein. Darauf wurde ein Dreigliederungs-Spiel von Ertsey vorgestellt und erläutert.1
Ich selbst sprach über die diktatorische Politik der WHO und deren zwielichtigen Generalsekretär; in einem Schlussreferat über die spirituellen Aspekte der Zeit. Darin wurde ein Überblick über die fünf Hauptereignisse in unserer Michaelzeit und über die mit ihnen verbundenen Aufgaben gegeben.2
Auch diese Ausführungen fanden lebhaftes Interesse und mündeten innerhalb einer Podiumsdiskussion in die Frage einer michaelgemäßen Europapolitik. Erörtert wurde auch die Alternative eines Kulturbeitrags aus Asien, angesichts der sich selbst aushöhlenden Politik der europäischen Mitte.
Aktuell wurde diese Frage besonders durch den kürzlichen Besuch des ungarischen Präsidenten Orbán in Peking, wo er mit Wladimir Putin zusammentraf, im Rahmen eines Treffens zahlreicher Staaten im Zusammenhang mit dem Seidenstraßen-Projekt.
Orbáns Treffen mit Putin wurde in der westlichen Presse skandalisiert; besorgte Nato-Funktionäre trafen sich hinter Orbáns breitem Rücken wie zur prophylaktischen Abwehr von Schlimmerem in Budapest.
Der westliche Machtblock sieht offensichtlich die Felle seines Einflusses davonschwimmen.
Orbán ist der einzige europäische Staatsmann, der aus diesem Machtblock ausbricht. Ganz gleichgültig, wie man seine übrigen Taten beurteilt.
Ungarn hat eine gute Tradition im Widerstand gegen Machtblöcke. Heute vor etwas über 66 Jahren fand der ungarische Aufstand gegen das Sowjetregime statt.
Am 22. November wird Orbán im Hotel Dolder in Zürich auftreten. Roger Köppel, der Chefredakteur der noch unabhängigen Weltwoche, wird ihn dort interviewen.
Protest und Hass gegen diese Unabhängigkeitsgeste ist in der westlichen Presse so vorhersehbar, wie es die hysterische Reaktion auf das Orbán-Treffen mit Putin in China war.
Doch das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen.

 

Thomas Meyer

Györ am 23. Oktober 2023, dem Gedenktag des ungarischen Aufstandes

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1 «Das neue Geld», zu beziehen über www.gemeinsinn.net

2 Siehe meine Schrift Im Zeichen der Fünf, 2. Aufl. 2016.