Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Manchmal werden sie aber nicht vom Ereignis selbst geworfen, sondern von Leuten, denen ein künftiges Ereignis aus irgendeinem Grund ein Dorn im Auge ist. Die Rede ist von der Tagung «Terror, Lüge und Wahrheit» mit Elias Davidsson, Daniele Ganser und Thomas Meyer, die am 3. März im Scala Basel stattfindet und von Ken Jebsen moderiert wird.
Fake News
Am 8. Februar und den folgenden Tagen erschien gleich in vier regionalen Tageszeitungen der Nordwest-Schweiz ein Artikel von Christian Mensch mit dem Titel «Verschwörungsmystiker wie der Basler Daniele Ganser kapern Rudolf-Steiner-Bewegung».* Dazu kommentiert Mensch in fetten Schlagzeilen: «Verschwörungsmystiker wie der Schweizer ‹Friedensforscher› Daniele Ganser oder der deutsche you-tube Moderator Ken Jebsen erhalten Unterstützung durch die anthroposophische Bewegung von Rudolf Steiner. Am 3. März findet in Basel die Tagung ‹Terror, Lüge und Wahrheit› statt, an der die Propagandisten einer Weltverschwörung ihre Thesen ausbreiten können.» Darunter ein großes Bild des Goetheanum.
Die Fakten
Menschs Recherchen bezüglich der Veranstaltung waren so miserabel, dass er offenbar zur Überzeugung kam, zu allem Üblen, das mit den Namen dieser Referenten bereits in den Medien verbunden wurde – seiner Ansicht nach zu Recht –, käme nun noch das unerhörte «Faktum» dazu, dass die anthroposophische Bewegung die Tagung pauschal unterstütze oder in globo hinter ihr stehe.
Dazu die folgenden Fakten: 1. Die Tagung ging aus der privaten Initiative von Thomas Meyer als dem Leiter des Perseus Verlags hervor. 2. Dieser wählte die Referenten aus. 3. Meyer dachte zunächst an einen größeren neutralen Tagungsort in der Stadt Basel. 4. Er teilte seinen Tagungs-Plan Marcus Schneider, dem Leiter des Paracelsus-Zweiges Basel, mit. 5. Dieser schlug darauf vor, die Tagung gemeinsam zu veranstalten. 6. Meyer machte Marcus Schneider auf das Risiko aufmerksam, als Unterstützer von «Verschwörungstheoretikern» abgestempelt zu werden. 7. Das war Schneider zu Meyers großer Freude egal. 8. So wurde das Scala Basel, in dem regelmäßig anthroposophische und nicht-anthroposophische Veranstaltungen stattfinden, als Tagungsort gewählt.
9. Daniele Ganser und Ken Jebsen waren Waldorfschüler, Schneider und Meyer Lehrer an Waldorfschulen. 10. Mit dem Goetheanum in Dornach hat diese Tagung so wenig zu tun wie die Recherche von Herrn Mensch mit der Wirklichkeit, nämlich nichts.
Ein Artikel von einem «Verschwörungstheoretiker»?
Mensch schlägt in dem Artikel vor, den auch von ihm verwendeten Begriff der «Verschwörungstheorie» nicht mehr auf die von ihm Verfolgten anzuwenden. Denn dieser Begriff würde suggerieren, «ihre Szenarien beruhten auf einer wissenschaftlich fundierten Theorie» (Kursivsetzung TM). Die aber will Mensch den Geächteten rundweg absprechen. So greift er bereits im Artikel-Titel zum Wort «Verschwörungsmystiker» und glaubt damit, «Verschwörungstheoretiker» klassischer Art und «Anthroposophen» in einen Topf schmeißen zu können. Ironie der Sache ist: In der Schweiz am Sonntag erschien schon vor über zwei Jahren ein Artikel von Martin Wagner, Rechtskonsulent der Wirtschaftskammer Baselland, der Christian Mensch attestierte, «regelmäßig unter Verschwörungstheorien» zu leiden, die ihn «beim Schreiben offensichtlich in die Irre führen».** Daran scheint sich bei Mensch in der Zwischenzeit nichts geändert zu haben.
Zur Ehre der Blätter, die die Fake News von Mensch verbreiteten, sei abschließend gesagt, dass in den Tagen nach Erscheinen seines Artikels in der Basler Ausgabe ausnahmslos artikelkritische Stimmen erschienen. Die Boulevard-Presse hat demnach Leser, zu denen sie aufblicken sollte. Das würde auch ihr eigenes Niveau anheben…
Thomas Meyer
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