Editorial, News

Bedingungen des Friedens und der inneren Entwicklung

Mehr als 700 Jahre nach der Begründung der Ur-Schweiz auf dem Rütli am Vierwaldstättersee wurde vom 15. bis 16. Juni 2024 am gleichen See die Ur-Idee einer vermittelnden Schweiz gleichsam zu Grabe getragen. Wir sprechen von der Friedensfarce auf dem Bürgenstock. Der legal gar nicht mehr amtierende ukrainische Präsident Selenski konnte der Schweiz und deren Außenminister Cassis die Hauptbedingung einer absurden Konferenz diktieren: Keine Teilnahme Russlands. (Siehe dazu den Artikel von Andreas Flörsheimer auf S.12.)
Rainer Rupp lieferte auf RT de podcast eine Ergebnis-Analyse der westlichen Friedensfarce, die sehenswert ist.1
Auch wenn der schweizerische und westliche Mainstream voller Lob ertönte – Staatssekretär Alexander Fasel faselte gar von dem Eingang der Schweiz in die Geschichtsbücher der Zukunft als «bedeutender allseits anerkannter Akteur» (Weltwoche, 26/24).
Rupps Analyse berichtet von der Friedens-Initiative, die der nicht eingeladene Präsident Putin einen Tag vor der Bürgenstock-Konferenz lancierte. Sie bildet einen markanten Kontrast zum absurden 10-Punkte-Programm Selenskis, das Russland behandelt, als hätte es den Krieg verloren. Putins Vorschläge sind relativ gemäßigt: Kein NATO-Beitritt (im Gegensatz zu einem ev. EU-Beitritt), Überlassung von vier russisch-sprachigen Provinzen, die de facto bereits russisch wurden, Verzicht Moskaus auf Odessa etc.
Ein besonderer Wert wird auf die Sabotage gelegt, mit der der britische Premier Boris Johnson am 9. April 2022 die bereits vor dem Abschluss stehenden Friedensverhandlungen in Istanbul in Schutt und Asche legte, auf Geheiß Washingtons (siehe den Artikel von Andreas Bracher auf S. 8f.).
Die NATO lehnte, einmal mehr, Putins Vorschläge sogleich rundweg ab.

Vor wenigen Wochen wurde das Hauptquartier der NATO nach Wiesbaden verlegt, die Hauptstadt der US-Besatzung von Deutschland. Damit rückt Deutschland vermehrt in das besondere Visier der russischen, von der NATO permanent und systematisch bedrohten Abwehrkräfte.

Bedingungen innerer Entwicklung
Die Bürgenstock-Farce gibt Anlass, einmal wirkliche Friedensbedingungen ins Auge zu fassen. Diese wurzeln in der inneren Entwicklung, die jeder Mensch vollziehen kann. Rudolf Steiner charakterisiert in seinem Selbsterziehungsbuch Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? sieben Stufen einer solchen Entwicklung. Sie umfassen die sieben Seiten seines Gesamtwesens und fordern 1. physische und geistige Gesundheit, 2. ein Gefühl der Einheit mit dem Gesamtleben, 3. das Bewusstsein der objektiven Bedeutung des Seelisch-Innern, 4. die Anschauung vom Ich als dem wahren spirituellen Kern des Menschen.
Damit sind die vier ersten Bedingungen innerer Entwicklung knapp umrissen.
Sie sind grundlegend für alle äußeren Friedensbedingungen. Ihre Nicht-Erfüllung muss diese zu einem Theater leerer und verlogener Phrasen machen. Das jedenfalls hat die Bürgenstock-Konferenz erwiesen.
«Das Böse ist jetzt die dominierende Macht in der westlichen Welt», sagte Paul Craig Roberts.2 Gerade deshalb ist innere Entwicklung unabdingbar, überall in der Welt.

 

T.H. Meyer

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1 https://de.rt.com/meinung/210658-russland-zeigt-instrumente/

2 Uncut news vom 28. Juni 2024.